10 Dinge die wichtig sind, wenn du deinen Bus selber schweißen möchtest - Teil 2

Wir haben uns vor einem Jahr ein Schweißgerät gekauft, damit wir das elendige Thema Rost an unserem Bulli langfristig in den Griff bekommen können. Seitdem haben wir eine Menge gelernt und wollen mit euch teilen, was wichtig ist, wenn man seinen Bus selber schweißen möchte.

Letzte Woche ging es los mit den ersten fünf Dingen. Falls ihr das noch nicht gelesen habt, dann schaut hier vorbei!

Noch einmal zur Erinnerung: Mit diesem Beitrag wollen wir euch dazu animieren, euch selber mit der Materie zu befassen, damit weniger Bulli’s den Rosttod erleiden müssen. Wir haben selbst keinen Schweißkurs oder gar eine Schweißerausbildung gemacht, sondern uns alles nach dem Prinzip learning-by-doing angeeignet und wollen mit diesem Beitrag unsere Erfahrungen mit euch teilen.

Wir lernen noch und deshalb sind Tipps und Hinweise von euch immer sehr willkommen!

Viel Spaß mit Teil 2:

(Wir haben alle erwähnten Produkte selber gekauft + bezahlt und teilen hier nur unsere persönliche Meinung mit euch.)

VW T3 selber schweißen

6 | Notwendige Sicherheitsvorkehrungen treffen

Die höchste Priorität bei allen Bulli-Projekten hat immer die Sicherheit. Schweißen birgt so einige Gefahrenpotenziale in sich. Deshalb müssen  Vorkehrungen getroffen werden, um sich selbst und den Bulli zu schützen

Die eigene Sicherheit

Zunächst einmal muss die eigene Sicherheit gewährleistet werden. Dafür ist es notwendig sich mit den Sicherheitsanweisungen seines Schweißgerätes vertraut zu machen und die entsprechende Sicherheitskleidung, wie ein Schweißhelm, Schweißerhandschuhe, ect. zu tragen. Beim Bus schweißen kommt es durchaus vor, dass glühend heiße Schweißperlen umher fliegen, welche sich durch normale Kleidung brennen und einen so verletzen können.

Falls andere Menschen in eurer Nähe sind, müssen diese vorgewarnt werden, so dass ein Sicherheitsabstand eingehalten wird. Man sollte unbedingt klar kommunizieren wann geschweißt wird und wann man fertig ist, damit es nicht zu Missverständnissen kommt und jemand aus Versehen in den Lichtbogen schaut und sich die Netzhaut verbrennt.

Ist die eigene Sicherheit gewährleistet, muss man sich um sein Umfeld und den Bus kümmern.

Das Umfeld und der Bus

Zunächst sollte man nicht vergessen die Starter- und Versorgungsbatterie abzuklemmen. Beim schweißen fließen hohe Ströme, die andernfalls die Verbraucher beschädigen können.

Außerdem sind alle brennbaren Materialien außer Reichweite zu schaffen. Sollte dies nicht möglich sein, einfach eine feuerfeste Decke, ein dickes Leder oder zur Not ein nasse mehrlagiges Tuch zum Abdecken verwenden. Alle Teile die durch heiße Schweißperlen Schaden nehmen können sind ebenfalls vorab zu schützen, wie beispielsweise Bremsschläuche, Gummilager, ect. . Vor allem der originale Unterbodenschutz kann relativ leicht Feuer fangen.

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen sollte man für den Fall der Fälle vorbereitet sein. Wenn etwas anfängt zu brennen, muss man in der Lage sein die Flammen so schnell wie möglich zu ersticken. Ist dies nicht mehr möglich, sollte ein Feuerlöscher griffbereit stehen.

Erst wenn alle Eventualitäten berücksichtigt und entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen wurden, kann es mit dem Schweißen losgehen.

7 | Was ist während des Schweißens unbedingt zu beachten?

Für ein gutes Schweißergebnis spielt der Faktor Zeit eine sehr entscheidende Rolle.

Diese ist vor allem bei der Zünddauer des Lichtbogens entscheidend. Zwischen 1-2 Sekunden dauert es, bis sich ein gutes Schmelzbad ausgeprägt hat und sich die Materialien miteinander verbinden. Länger sollte man den Lichtbogen nicht zünden, ansonsten läuft man Gefahr Löcher in das gesunde Material zu brennen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Art und Weise, wie Karosseriebleche miteinander verbunden werden.

Für das Einschweißen von Karosserieblechen sollten möglichst nur Schweißpunkte gesetzt und keine Nähte gezogen werden. Andernfalls wird zu viel Wärme in das Blech eingebracht und es verzieht sich. Die Konsequenz sind unschöne Beulen. Daher sollte man sich Zeit lassen und nicht direkt einen Schweißpunkt neben den anderen setzen. Besser ist es zunächst Schweißpunkte in weiten Abständen zu setzen, die das Blech fixieren und dann die Abstände nacheinander auszufüllen. Es kann außerdem sinnvoll sein mit etwas Druckluft das Blech während des Schweißprozesses abzukühlen.

Lasst euch beim schweißen also lieber etwas mehr Zeit, sorgt dafür dass sich die Materialien nicht zu sehr erhitzen und zwischendurch abkühlen können. Dann ist die Chance sehr groß, dass ihr ein schönes Ergebnis bekommt und ihr mit euren Schweißarbeiten zufrieden seid!

8 | Welche Nachbearbeitungen sind sinnvoll?

Nachdem alle Schweißpunkte gesetzt wurden, ist die Arbeit noch nicht getan. Ein paar Nacharbeiten machen euer Ergebnis noch schöner und langlebiger! 

Zunächst einmal ist es ratsam die Schweißpunkte abzuschleifen, um wieder eine möglichst ebene Oberfläche zu erzeugen.

Sollte man sich dafür entschieden haben die Bleche auf Stoß miteinander zu verschweißen, lassen sich außerdem auf diese Weise Stellen zwischen den Schweißpunkten aufdecken, wo sich die Materialien noch nicht sauber miteinander verbunden haben. Diese Lücken müssen mit weiteren Schweißpunkten und nachträglichem Verzinnen verschlossen werden, sofern man ein perfektes Ergebnis erzielen möchte.

Eine Alternative hierzu ist mit etwas weniger Aufwand verbunden und heißt Plastikstahl. Hierfür werden zunächst die geschliffenen Flächen mit Silikonentferner gereinigt und eine dünne Grundierung auf die Schweißpunkte aufgebracht. Nach etwa 20 min kann dann der 2K-Plastikstahl auf die geschweißten Stellen aufgetragen werden, um kleine Löcher und Unebenheiten aufzufüllen.

Plastikstahl ist deutlich robuster als einfache Spachtelmasse und ist extrem langlebig. Es lässt sich aufgrund des hohen Stahlanteils allerdings nicht ganz so dünn auftragen und benötigt eine Trocknungszeit von etwa 24 Stunden bei 20 °C, bevor man es final abschleifen kann.

Als letzter Schritt muss die geschweißte Stelle und das blanke Blech mit einem Lack versiegelt werden, damit es vor Korrosion geschützt ist.

9 | Sonstige Werkzeuge und Arbeitshilfen

Es gibt unzählige Werkzeuge und Arbeitshilfen, die einem das Schweißen und die damit verbundenen Blecharbeiten einfacher machen sollen. Aber was braucht man wirklich, um einfach ein gutes Ergebnis zu erzielen?

Bearbeiten

Ein Winkelschleifer sollte unter keinen Umständen fehlen! Sowohl zum Heraustrennen des korrodierten Blechs, als auch zum Schneiden neuer Bleche und dem anschließenden Bearbeiten der Schweißpunkte. Mit einem Winkelschleifer und der passenden Trenn- sowie Fächerscheibe kann mit wenigen Mitteln viel erreicht werden.

Eine gute Möglichkeit aufwendige Rundungen in Bleche zu schneiden, stellen sogenannte Blechnibbler dar. Einzelgeräte sind zwar sehr teuer, aber es gibt schon für wenig Geld Aufsätze für Akkuschrauber! Damit ist man deutlich schneller als mit einer Blechschere oder einem Winkelschleifer und kann sich viel Zeit sparen. Auch das Heraustrennen von korrodiertem Blech an unzugänglichen Stellen ist hiermit möglich.

Und somit kommen wir schon zum nächsten Punkt: Ein Akkuschrauber mit Stahlbohrer oder alternativ eine Bohrmaschine sollte eigentlich jeder haben. Hiermit lassen sich Löcher für Schweißpunkte in das Blech bohren. Mit Hilfe eines starken Akkuschraubers in Kombination mit Schweißpunktbohrern, können ganze Bleche gelöst und durch Reparaturbleche ersetzt werden.

Eine schnellere und schönere Methode hierfür ist eine Kombination aus Loch- und Absetzzange. Hiermit lassen sich Löcher stanzen und zudem Bleche absetzen. Gerade zu Beginn, wenn die eigenen Schweißkünste noch etwas verbesserungsbedürftig sind, kann man auf diese Weise stabile Blechverbindungen herstellen. Diese Methode geht deutlich schneller als Bleche auf Stoß zu verschweißen. Wer bereits einen Kompressor hat, sollte über eine druckluftbetriebene Absetzzange nachdenken. Diese kosten etwa genauso viel wie herkömmliche Absetzzangen, die Arbeit geht damit aber leichter und deutlich schneller von der Hand.

Für schwer zugängliche Stellen ist eine Bandfeile der ideale Helfer für das Abschleifen von Schweißpunkten und Unebenheiten. Es gibt preiswerte Geräte, die Ihren Zweck voll und ganz erfüllen und einem das Arbeiten im Bulli-Radkasten sehr viel leichter machen können.

Fixieren

Als nächstes braucht man eine Möglichkeit, das vorbereitete Blech zu fixieren. Hierfür wird eine Vielzahl von Werkzeugen angeboten, wie Gripzangen, Haftnieten (Cleco Pins) oder schraubbare Schweißklammern. Eine günstige und universell einsetzbare Alternative dazu sind starke Magnete

Magnete können für alle möglichen Blecharbeiten, an noch so unzugänglichen Stellen verwendet werden und lassen sich im Anschluss wieder leicht entfernen. Die Magnete sollten dabei eine Tragkraft von mehr als 2,5 kg aufweisen. Damit bleibt das Blech in an Ort und Stelle und die ersten Heftpunkte können gesetzt werden.

10 | Kosten

Unser Schweißgerät

Ein gutes Schweißgerät muss kein Vermögen kosten! Wir haben uns für das 135 M IGBT der Firma Stahlwerk entschieden und sind damit mehr als zufrieden! Hiermit kann man MAG/MIG/Fülldraht und MMA schweißen. Es ist mit etwa 220 € inkl. Zubehör unserer Meinung nach preiswert. Dazu ist es sehr handlich aufgrund der geringen Abmessungen und damit flexibel einsetzbar. Die max. möglichen 135 Ampere reichen für Schweißarbeiten von Materialstärken bis ca. 4 mm im MAG-Verfahren. Mit MMA sind auch größere Materialstärken möglich. 

Zum MAG-Verfahren benötigt man eine Eigentumsschutzgasflasche, des bereits in Teil 1 erwähnten Schutzgases. 10 l Flaschen inkl. Gasfüllung gibt es im Internet für um die 120 €. Eine Füllung kostet etwa 55-65€, die erst nach stundenlangem schweißen wieder erforderlich ist.

Den passenden Schweißdraht (MAG, ER70S-6 0,8 mm) gibt es bei Stahlwerk im 3er Paket für ca. 22 €. Auch einen Druckminderer für 30 € haben wir direkt dazu gekauft. 

Equipment

Außerdem benötigt man noch einen Schweißhelm. Ein konventioneller Schweißhelm ist günstiger, jedoch lohnt es sich auf jeden Fall ein paar Euro mehr auszugeben und einen Automatik-Schweißhelm zu kaufen, um seine zweite Hand frei zu haben. Zudem sollten Schweißerhandschuhe nicht fehlen. Etwa mit 100 € sollte man für diese beiden Sachen planen.

Alles in allem bleibt man unter 500 € um starten zu können. In unserem Fall hat es sich gelohnt, da beide B-Säulen und eine weitere Stelle im Radkasten hinten links geschweißt werden mussten. Das hätte in einer Werkstatt deutlich mehr gekostet.

Also wenn ihr Lust und Zeit habt, versucht es doch mal selbst!

Es macht wirklich Spaß und man kann sowohl seinen heiß geliebten Bulli retten, als auch individuelle Sachen bauen!

Schweißen |  Produkte die wir benutzen:

  • MIG 135 M IGBT von der Firma Stahlwerk
  • Schweißdraht: MAG, ER70S-6 0,8 mm 
  • Toparc 045101 Rindspaltleder Schweißerhandschuhe
  • Plastikstahl Typ A von der Firma Weicon
  • Brantho-Korrux 3 in1

Hinweis: Hiermit weisen wir darauf hin, dass Inhalte auf unserer Website nicht als Anleitung dienen, sondern lediglich eine Beschreibung unserer eigenständig umgesetzter Projekte sind. Wir übernehmen keine Garantie für die Richtigkeit unserer Angaben. Arbeiten an Kraftfahrzeugen sind nur von Fachkräften durchzuführen. Wir übernehmen keine Haftung für Schäden, die aufgrund der hier veröffentlichten Inhalte verursacht wurden.

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